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Wie baue ich eine Sprecherkabine?

Eine Anleitung für eine DIY Sprecherkabine / Vocal Booth

Autorin: Ann-Christin Blum

Schon seitdem ich mit dem Sprechen angefangen habe, wollte ich nicht immer auf externen Studios oder den Aufnahmemöglichkeiten anderer angewiesen sein. Daher war das Equipment für das erste kleine „Homestudio“ schnell gekauft und erfüllte vorerst seinen Zweck.

Ein Mikrofon (RODE NT1-A), eine Mikrofonspinne mit Popschutz und passendem Mikrofonständer, dazu ein Interface mit Software (in meinem Fall ein Interface von Avid mit eine Protools-Lizenz für Windows) und einen Akustikschirm, den man hinter das Mikrofon schrauben konnte. So schön, so gut. Die ersten Aufnahmen wurden gemacht und alles klang wunderbar.

Doch dann…. kam der Umzug.
Natürlich habe ich meine Technik schön ordentlich zusammengepackt und im neuen „Büro“ wiederaufgebaut, doch die Aufnahmen waren danach nicht mehr so, wie ich sie gerne haben wollte.
Zu dem neuen, unschönen Raumhall kam nun auch noch ein in die Jahre gekommenes Fenster mit Holzrahmen, das den Lärm der nahegelegenen Bahnschienen und der Flugzeuge, die Richtung Frankfurt über unser Wohngebiet flogen, nur sehr dürftig draußen hielt. Ich musste also Handeln.

Zuerst montierte ich einen dicken Moltonvorhang (doppelt gelegt und sehr dick) vor dem Fenster. Das half schon mal gegen den Zuglärm und auch andere Außengeräusche wurden dadurch gedämmt. Jedoch ist so ein Vorhang mehr für hochfrequentigen Lärm geeignet und daher blieb weiterhin das Problem mit den Flugzeugen.
Bei der Recherche nach einer Lösung für Flugzeuge und Raumhall stieß ich natürlich auch auf die bekannten Profilösungen mit absolut schalloptimierten Sprecherkabinen. Aber wer soll das bitte bezahlen?

Nachdem ich auch ein paar „No-Budget“-Varianten ausprobiert hatte, wie z.B. eine Burg aus Decken zu bauen oder das ganze Mikro in dicke, flauschige Handtücher zu wickeln, sah ich ein, dass es ohne ein bisschen Budget wohl leider doch nicht klappen würde. Ich beschloss eine Sprecherkabine zu bauen!

In einem Blog fand ich dann schließlich eine Lösung, die ich auf meine Gegebenheiten anpassen konnte und die mich nicht gleich arm machen würde.

Zuerst zückte ich also Zettel und Stift und skizzierte die Situation und die potentielle Sprecherkabine. Um Kosten zu sparen und weil ich es super auch als Mikrofonständer und Textablage nutzen konnte, wollte ich ein bestehendes Regal in meine Konstruktion integrieren. Dazu wollte ich zwei Schallschutzwände mit einem Rahmen aus Holz bauen, diese mit passendem Akustikschaumstoff füllen, mit Stoff bespannen und als „L“ an das Regal anfügen. Die Fläche innerhalb der Kabine wäre dann knapp 80 x 75 cm, weswegen ich mich dazu entschied die vierte Seite mit einem Vorhang aus Molton zu schließen, um nicht ganz so eingeengt zu sein. Nach einem Gespräch mit einem (handwerklich versierten) Freund und „eine-Nacht-drüber schlafen“ war der Plan gesetzt und es ging los.

Schritt 1 – Der Rahmen:

Der Rahmen für die Sprecherkabine wurde aus einfachen Holzlatten zusammengeschraubt.

Im Baumarkt organisierte ich neun stabile Holzpfosten (6x4x200cm), passende Schrauben und drei Scharniere, um die Wände später aneinander zu fixieren. So sparte ich mir die Füße für die Wände, damit diese nicht einfach so umfallen. Mit den Maßen aus meinem Masterplan fuhr ich damit zu meinen Eltern und nutzte die dortige Werkbank (und die Hilfe meines lieben Papas) um alle Balken auf das benötigte Maß zu kürzen und die passenden Stellen vorzubohren. Zusammenschrauben konnten wir es leider noch nicht, denn sonst hätten sie nicht mehr in mein Auto gepasst. 😉 Zuhause wurden dann aber alle Teile zusammengeschraubt und waren damit bereit befüllt zu werden.

Schritt 2 – Die Füllung:

Die Auswahl des Akusitk-Schaumstoffes für meine Sprecherkabine habe ich mir nicht leicht gemacht. Nach einer langen Recherche, bei der ich auch Preis und Nutzen gegenüberstellte, entschied ich mich schließlich für acht, 5cm dicken Akustik-Schaumstoffplatten von Basotect.
Das Handling des Akustik-Schaumstoffes war wirklich super easy. Einziges Problem: Der Schaumstoff war 1cm dünner als mein Rahmen. Dafür hatte ich allerdings schon eine Idee. Einfaches Füllvlies sollte hier Abhilfe schaffen.

Schritt 3 – Das Verkleiden der Wände

Im „Baumarktdiscounter“  kaufte ich das Füllvlies und den Stoff für das Verkleiden der Wände. Klingt einfach… war es aber nicht, also zumindest für mich nicht. Fast ne ¾ Stunde kämpfte ich mit der viel zu großen Auswahl an Stoffen! Am Ende entschied ich mich für einen hellen Stoff für den Innenbereich der Kabine und einen sehr schicken, gemusterten Stoff für die sichtbare Außenseite.
Mit einem Tacker bewaffnet machte ich mich zuhause dann ans Werk. Da ich den Stoff nicht extra nochmal umnähen wollte, legte ich ihn doppelt und verwendete möglichst viele Tackernadeln.
Ein Tipp hierzu: Ein Stoff der möglichst wenig dehnbar ist, ist für das Bespannen besser geeignet als einer der sich ewig zieht. Das habe ich dann auch gemerkt… Beim Bespannen immer schön drauf achten, dass der Stoff keine Falten wirft und schön straff liegt.

Schritt 4 – Das Verbinden der beiden Wände

Mit den gekauften Scharnieren verband ich die beiden Wände so, dass ich sie bei Bedarf einfach zusammenklappen kann. Da ich mit den Schrauben durch den Stoff bohren musste, schnitt ich vorab kleine Löcher in den Stoff und klebte je einen Streifen Klebeband darüber. So wickelte sich der Stoff nicht um die Schraube. Dann wurde die Konstruktion zum ersten Mal komplett an ihrem Bestimmungsort aufgestellt.

Schritt 5 – Der Vorhang

Da der Molton, der vor meinem Fenster hing, sowieso ein ganzes Stück zu lang war, kürzte ich diesen, nähte die offenen Kanten um und nutzte den übrigen Stoff für meine Kabine. Um die schalloptimierende Funktion des Vorhangs zu maximieren, befestigte ich gleich zwei Stoffstreifen an der Vorhangstange, damit dieser viele große Falten warf.

Schritt 6 – Der Deckel

Nach einem ersten Test in der Sprecherkabine entschied ich mich dafür, noch einen Deckel zu bauen. Jedoch wollte ich diesen so flexibel wie möglich handhaben. Durch das clevere Zuschneiden des Akustikschaumstoffes hatte ich noch zwei ganze Platten übrig, die ich provisorisch auf meine Konstruktion legte. Vielleicht finde ich ja demnächst nochmal die Muße im Baumarkt neue Balken zu kaufen und es, wie der Rest der Kabine, entsprechend einzufassen und mit Stoff zu bespannen. Funktionieren tut es aber auch so 😉

Schritt 7 – Der Feinschliff

Ein kleiner Teppich mit groben Fasern platzierte ich auf dem glatten Boden und montierte zwei Lampen im Regal. Mit den Resten des Akustikschaustoffes deckte ich dann noch die Rückwand des Regalfaches ein bisschen ab und zu guter Letzt platzierte ich das Mikrofon so, dass ich diagonal in der Kabine stehen konnte. Dann noch alles schön verkabeln und fertig war die Sprecherkabine Marke „Eigenbau“.

Kassensturz

Insgesamt habe ich für meine Sprecherkabine knapp 270,- € ausgegeben, wobei das Regal und der Moltonvorhang ja bereits vorhanden waren.

Daher hier für euch nochmal alle Kosten und die passenden Links dazu im Überblick:

Fazit

Ich persönlich bin mit meiner neuen Sprecherkabine sehr zufrieden. Der Raumhall wurde deutlich reduziert, auf den Aufnahmen ist auch kein Flugzeug oder anderer Außenlärm zu hören und ich kann sogar auf den ausladenden Akustikschirm verzichten. Von der handwerklichen Seite war es auch kein Hexenwerk. Wenn man sich das ganze vorstellen kann und sorgfältig arbeitet, kann eigentlich nichts schief gehen.

Ich hoffe euch hat mein Bericht gefallen und vielleicht hilft er ja auch dem ein oder anderen bei der Umsetzung seiner Sprecherkabinen-Lösung.

Ich drücke in jedem Fall die Daumen.

Eure Ann-Christin