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Sounds in einem Hörspiel sind wie die Gewürze in der Suppe!

Autor: Norbert Fuhrmann

Habt ihr schon mal versucht, euch ein Hörspiel (oder Film) ohne Geräusche und Musik vorzustellen? Das wäre im Grunde wie ein Hörbuch (oder ein Stummfilm) und die Spannung und ein Großteil der Atmosphäre gehen weitestgehend verloren.

Vielleicht habt ihr euch aber auch schon einmal die Frage gestellt:
„Wie kommen diese phantastischen Sounds zustande?“

Dazu müssen wir ein wenig ausholen: Der Beruf des Geräuschemachers, oder Foleyartist, wie er im Englischen genannt wird, ist auf den ersten Blick eher unscheinbar und meines Erachtens absolut unterbewertet. Schließlich sorgen diese Frauen und Männer für cineastische Erlebnisse, die dann das Kino im Kopf komplettieren oder sogar erst entstehen lassen.

Nun – wie werden diese Geräusche erzeugt?

1.Elektronische Sounds

Dazu gibt es mehrere Methoden. Die eine ist elektronischer Natur. Mit einem Synthesizer können fast alle Klänge erzeugt werden. Diese klingen dann teilweise etwas blechern – eben elektrisch.

Kleiner Exkurs: Wusstet ihr, dass die Laserschüsse aus den ersten Star Wars Episoden NICHT elektronisch erzeugt wurden? Vielmehr wurde auf ein Stahl-Abspannseil eines Funkmastes geschlagen. Diese Sounds wurden dann aufgenommen, elektronisch aufbereitet und eingesetzt.

2. Echte Sounds

Und damit wären wir bei einer anderen, sehr effektiven Methode: Mit Alltagsgegenständen wie z.B. Mülltüten, Steinen oder Metallblechen die Geräusche nachzustellen (oder einfach „echt“ erzeugen). Je nachdem wie dann die Mikrofone dann aufgestellt werden, bekommt man interessante Varianten hin, die dann eingesetzt werden können. So kann in einem Studio zum Beispiel ein Kiesweg liegen, auf dem dann mit verschiedenen Schuhen der Foleyartist geht oder läuft (manchmal auf der Stelle) und so Laufgeräusche simuliert. Auch Abwasserrohre, ähnlich wie die der Blue Man Group, können ungeahnte Töne erzeugen.
Probiert es mal aus. Ihr werdet erstaunt sein, was so herauskommen kann.

Ein wenig moderner ist folgende Methode: Sicherlich hat fast jeder von euch ein Mobilfunkgerät. Diese haben in der Regel auch Sprachaufnahmefunktionen. Schließt einen Kopfhörer an und probiert einfach mal aus, ein paar aus eurer Sicht normale Geräusche aufzunehmen. Dreht auch mal das Mikrofon hin und her – ihr werdet staunen, was ihr über die Kopfhörer übermittelt bekommt.

Etwas professioneller ist es, ein Diktiergerät oder etwas teurer einen so genannten Fieldrecorder zu kaufen. Bestückt mit einem guten Kopfhörer kann man so auf Geräuschejagd gehen. Bei den hochwertigen Geräten könnt ihr auch mehr als ein Mikrofon anschließen und so zum Beispiel komplette Konzerte aufnehmen.

Wichtig ist: Nehmt alles auf – Speicherplatz kostet ja nicht mehr so viel. Denn ihr wisst nie, wofür man das ein oder andere Geräusch noch gebrauchen kann.

3. Sounds aus der Dose

Wenn ihr euch nicht die Mühe machen wollt, eigene Geräusche aufzunehmen oder zu sammeln, gibt es auch Datenbanken, in denen ihr gegen eine Gebühr die benötigten Sounds in verschiedenen Varianten erwerben könnt. Ihr werdet erstaunt sein, wie viele Varianten von Regen oder Regentropfen es gibt. Es gibt auch freie Datenbanken, (z.B. https://archive.org/) in denen Sounds aller Art gesammelt werden. Ja sogar alte, knacksende Schallplatten sind dort zu finden (https://archive.org/details/78rpm).

Wie war das bei uns?

In unserem Projekt haben wir einige der oben beschriebenen Methoden verwendet. So habe ich zum Beispiel auf Reisen mein Aufnahmegerät mitgenommen und unter anderem das Zirpen von Zikaden oder auch Wasserrauschen aufgenommen. Für andere Geräusche mussten einige Obststücke „ihr Leben lassen“ (hier ein Videobeweis), bevor der perfekte Sound für eine Messerszene herauskam. Wir haben uns aber auch einer Soundbibliothek bedient, um dann aus diesem Fundus die richtigen Geräusche herauszusuchen. Auf jeden Fall hat es sehr viel Spaß gemacht, die Szenen zum Leben zu erwecken.

Unser Fazit

Aber eines ist sicher: Erst die richtige Kombination von Stimme, Foleys und Musik macht ein Hörspiel aus, sodass in eurem Kopf die Leinwand heruntergefahren wird und die Kinovorstellung beginnt!

Viele Grüße
Norbert