7 Fragen an

7 Fragen an… Michael Heim

Michael Heim: Spielleiter einer Theatergruppe und Sprecher von Andrea del Verrocchio (Foto: Elsbeth Ziegler)
Hallo, wer bist du und was machst du eigentlich bei „Anomalia“?

Ich bin 68 Jahre alt, seit 10 Jahren pensioniert und seitdem Spielleiter und Regisseur einer Amateurtheatergruppe mit einem Mehrgenerationenensemble, einer Jugend- und Kindergruppe. Davor war ich fast 15 Jahre Spieler einer anderen Amateurtheatergruppe in Bayern. Über eine meiner Spielerinnen, die im Anomalia-Team ist, bin ich zum Sprecher des Andrea del Verrocchio geworden. Man suchte wohl einen Älteren, der ein wenig Sprecherfahrung hat und somit bin ich wahrscheinlich der Älteste im Gesamtteam.

Als ehemaliger „Bundeswehrler“ und aktuell in deiner Tätigkeit als Regisseur bist du es eher gewohnt die Richtung vorzugeben und Anweisungen zu erteilen, wie war es, die Perspektive zu wechseln und nun auf der anderen Seite zu stehen? 

Die Meinung, als „Bundeswehrler“ sei man eher gewohnt, die Richtung vorzugeben, ist ein Vorurteil. Man ist sowohl Vorgesetzter als auch Untergebener. Daher fand ich es als ehemaliger Berufssoldat gar nicht schwer, denn man arbeitet schließlich meist in einem Team. Als Regisseur ist es teilweise schon etwas anders, aber ich habe mich als Angehöriger eines Teams gesehen und zwar als einer, der weniger Ahnung hat als die anderen. 

Aus einer nicht genannten Quelle wissen wir, dass dein Tipp fürs Textlernen ist, dabei zu laufen. Im Studio ist der Bewegungsradius sehr eingeschränkt bzw. fast gar nicht vorhanden. Wie gehst du damit um, dass du vor dem Mikro im Grunde auf  genau einer Stelle stehen musst? 

Damit hatte ich überhaupt kein Problem. Es war sogar ziemlich strange festzustellen, dass ich im Sitzen besser spreche als im Stehen.

Kommen wir zu deiner Rolle bei „Anomalia“ – Andrea del Verrocchio: Der Florentiner hat große Angst davor, dass seine Schüler besser sind als er und ihn in ihrem Können übertreffen. Teilst du diese Angst auch oder kannst du diese Angst im Hinblick auf deine Tätigkeit als Regisseur und bezogen auf Schauspieler, die du auf die Bühne bringst, nachvollziehen? 

Ich teile diese Angst nicht und kann sie auch nicht nachvollziehen. Ich glaube schon, dass ich ein recht guter Schauspieler bin und dass ich mich sehr gut in alle Rollen hineinversetzen kann und auch öfter kurz auf der Bühne den Spielern gute Angebote machen kann. Aber es gibt bessere Schauspieler als mich, es gibt welche, deren persönliche Grenzen weitergesteckt sind als meine. Das ist auch nicht schlimm, meine Aufgabe ist es, die Rollen „richtig“ zu besetzen und die Spieler zu guten Leistungen zu führen und eine erfolgreiche Inszenierung hinzubekommen. 

Was würdest du Verrochio raten, um damit besser umgehen bzw. nicht mit Neid, sondern mit Stolz auf seine erfolgreichen Zöglinge blicken zu können?

Ich würde ihm zur Selbstreflexion raten. Ich würde ihm raten, sich selbst richtig einzuordnen und sich mehr als Lehrer und Förderer zu begreifen und dabei zu erkennen, dass man durch diese Funktion auf seine Schüler positiven Einfluss auch für deren Zukunft und für die Gesamtgesellschaft ausüben kann. 

Dein Hörspiel-Held aus der Kindheit? 

In meiner Kindheit gab es so etwas nicht, ich kann mich auf jeden Fall nicht daran erinnern. Ich habe viel gelesen, ich war meist draußen in der freien Natur. Dort habe ich auch am liebsten in einem Baum sitzend meine Bücher verschlungen. 

Berühmte letzte Worte…  

Ich finde das Anomalia-Team ziemlich beeindruckend und es super, wie junge Leute so zielgerichtet, strukturiert und konsequent ihren Traum verwirklichen. Ich fand es auch sehr schön, wie ich als Älterer aufgenommen wurde, wie respektvoll man mit mir umgegangen ist und trotzdem „gnadenlos und unerbittlich“ meine sprachlichen Fehler verbessert oder die gewünschte „Anmutung“ erreicht hat.