7 Fragen an

7 Fragen an… Markus Schultz

Der gute oder böse Zwilling? Markus Schultz spricht Ariald Gunnarson. (Pressefoto)
Hallo, wer bist du und was machst du eigentlich bei „Anomalia“?

Halli-hallo, ich heiße Markus Schultz, bin hauptberuflich Schauspieler, arbeite aber auch als Sprecher, Theaterpädagoge und manchmal als Maler. Bei Anomalia darf ich den Wikinger Ariald Gunnarson spiel-sprechen.

Du hast vor deiner Ausbildung zum Schauspieler Grafik bzw. Illustration studiert, wie kam es zu dieser Umentscheidung?

Nach meiner Überzeugung, bricht sich das, wozu man bestimmt ist, irgendwann Bahn. Entsteht irgendwann innerlich, brennt und nötigt einen schließlich dazu, diesem Drang nachzugehen. Genau weiß ich auch nicht mehr wie, wann, warum. Es ist nun auch schon etwas her. Ich suchte nach meinem Abi natürlich erstmal nach einem Studienfach, das mich glücklich oder gar zufrieden machen würde. Denn ich ahnte, dass ich zu einem Lehrberuf, einem Handwerk denkbar ungeeignet wäre. Ich schwankte zwischen Lehramt, Kunstgeschichte, Logopädie. Ich interessierte mich damals schon irgendwie für die bildende Kunst, machte auch mein mündliches Abitur in Kunst. Ich weiß auch nicht, wann ich zu malen begann. So richtig mit Hingabe, meine ich. Jedenfalls bewarb ich mich an einer Kunstakademie in Bochum, denn ich wollte erstmal von zuhause weg. Ich bestand die dortigen Aufnahmeprüfungen und Eignungstests. Studierte dort 2 Jahre Illustration, Malerei und ein wenig Graphik. Ich sehe mich noch, wie ich in einem der Graphik-Seminare ein grünes Monolog-Buch für angehende Schauspieler aus der Tasche zog und anfing einen Monolog zu lernen. Ja, dieses Seminar war jetzt nicht so spannend. Keine Ahnung, woher ich dieses Buch hatte. Kurz und Schnurz (wie Hans Paetsch immer sagte), ich machte noch ein paar Prüfungen und brach nach einigen Diskussionen mit den Dozenten schließlich dieses Studium ab. Löste meine Wohnung auf und zog wieder in die Pfalz. Bewarb mich an einer Schauspielschule, machte wieder Eignungstests, bestand und studierte 7 Semester. Beide Phasen waren so unglaublich intensiv und ich lernte sowohl durch die bildende, als auch die darstellende Kunst viel über mich, mein Seelenleben und meine Ausdrucksmöglichkeiten. Ich wurde sensibilisiert und geschärft für meine Umgebung. Ich musste und wollte mich ausdrücken, darstellen, andere Leben testen, Geschichten erzählen. Es musste so kommen!

Hast du bereits in der Kindheit gerne auf der Bühne gestanden oder selbst Hörspiele mit dem eigenen Kassettenrekorder aufgenommen?

Es ist eigentlich absurd. Das sagt zumindest jeder, dem ich erzähle, dass ich eigentlich ziemlich scheu bin. Privat stehe ich nicht so gern im Mittelpunkt. Bin froh, wenn ich in eine Figur schlüpfen kann. Als Kind war ich sehr schüchtern. Sprach sehr leise, sang sehr leise. Machte alles sehr leise und möglichst unauffällig. Dennoch genoss ich es früh, die von meiner Oma geschriebenen Gedichte auf Familienfeiern vorzutragen. Ich liebte es, wenn mich hinterher jemand dafür lobte. Ich hatte aber als Kind Komplexe und war das typische Mobbingopfer, als es den Begriff noch gar nicht gab. Heute bin ich immer noch nicht der Extrovertierteste. Und ja, ich habe gerne Geschichten auf dem Kassettenrekorder aufgenommen. Oft versuchte ich meine Hörspielkassetten zu überspielen und leider klappte das sogar manchmal. Also hörte ich dann beim Abspielen das Benjamin-Blümchen- Törröö, unterbrochen von einem Dahergeplapper eines Kindes, mir, bevor es wieder mit dem Törööö weiterging. In der Schule spielte ich bisschen Schultheater, aber war doch eher im Chor oder im Orchester anzutreffen, als in den Theater-/Musical-Ags. Seltsam, eigentlich.

Lautes Sprechen, Lachen, Schreien, das alles musste ich erst erlernen.

Kommen wir zu Deiner Rolle bei „Anomalia“ – Ariald Gunnarson. Du bist zwar der jüngere, aber weitaus aggressivere Part des Zwillingspaares, wie würdest du selbst das ungleiche Zwillingspaar Ariald und Sigurd beschreiben?

Meine Figur Ariald ist ein Hitzkopf. Er ist jähzornig, impulsiv und hat ein ausgeprägtes Gerechtigkeitsgefühl. Vielleicht ist es zu sehr ausgeprägt. Er schlägt damit über die Stränge. Er ist sehr stolz auf seine Herkunft. Dies hat er mit seinem Zwillingsbruder Sigurd gemein. Sigurd und Ariald sind beide stolze Wikinger, denen die Familie über alles geht. Wehe, wenn jemand ihre Familie, respektive ihr Volk gefährdet oder deren Ehre verletzt. Da dies durch den Mord ihres Vaters geschah, sind sich beide einig, dass dies gerächt werden muss. Allerdings werden in der Ausführung beziehungsweise in der Planung die unterschiedlichen Charakterzüge deutlich. Ariald, den ich spielen oder sprechen darf, prescht quasi mit dem Kopf durch die Wand und will sofort Vergeltung. Sigurd ist der weitaus besonnenere und ruhigere. Ariald gibt auch zu, dass sein Bruder der bessere Diplomat ist. Er ist oft sein Regulativ. Ariald sieht das auch meist ein, aber nicht ohne Zähneknirschen und Gegrummel.

Hat Ariald trotz seines rohen und aggressiven Wesens auch positive Charakterzüge, die man auf den ersten Blick nicht sieht?

Ariald ist ein Familienmensch. Seine Familie und sein Volk gehen ihm über alles. Er steht für seine Überzeugung und seine Meinung ein, ohne Konflikte zu scheuen. Ob man seiner Meinung sein muss; oder ob man die Wege, die er geht, diese durchzusetzen, für gut heißt, steht auf einem anderen Blatt. Er hat Rückgrat. Er redet nicht nur, sondern will auch etwas tun. Er hat Charisma, ist ein guter, überzeugender Redner, der Andere begeistern und für sich einnehmen kann. Das ist bemerkenswert. Wie gesagt, was er mit dieser Führungspersönlichkeit, mit diesem Charisma anfängt, das ist eine andere Sache. Interessant, einen solchen Charakter umzusetzen, da er so weit von mir entfernt ist.

Dein Hörspiel-Held aus der Kindheit?

Ich habe einige Sprecher, die ich in meiner Kindheit lieben gelernt habe. Die meisten sind leider schon verstorben: Hans Paetsch, Ulli Herzog, Joachim Nottke, Gisela Fritsch, Renate Pichler, Maria Schell, Edgar Ott.
Meine noch hoffentlich lange lebenden Helden: Susanna Bonaséwicz, Frank Schaff, Horst Stark …

Berühmte letzte Worte..

„Hinaus! Letzte Worte sind für Narren, die noch nicht genug gesagt haben.“ (Karl Marx) Oder: „Frei von rechts, kannst fahren!“