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Dürfen wir vorstellen: Go Levin

Autor: Levin Goldbeck
Die musikalische Seite von „Anomalia“: Go Levin

Links von mir surrt der Mac, der Bildschirm hell erleuchtet, draußen perfektes Sommerwetter, um ein Eis zu essen oder ins Schwimmbad zu gehen. Doch stattdessen sitze ich vor dem Bildschirm an meinem neuen Track. Dunkle und melancholische Klänge erfüllen mein Zimmer, sie sind ganz anders, als das Wetter draußen.

Ich bin Go Levin, mit bürgerlichem Namen heiße ich Levin Goldbeck, Solo-Künstler und Musikproduzent von meist melancholischer elektronischer Musik und die andere Hälfte des Musikteams von Anomalia.

Schön früh bei der Produktion von Anomalia habe ich bemerkt, dass die Arbeit im Team etwas ganz anders ist als die Arbeit als Solo-Künstler. Als Solo-Künstler ist man sein eigener Herr, man entwirft die Melodien, wählt die Instrumente aus und arrangiert schließlich. Klar, Labels haben am Ende auch noch oft ein Wort mitzureden, aber letztendlich stammt alles aus meiner Feder. Ich kann arbeiten wo, wann und wie ich will.

Ganz anders ist das bei collabs (collaborations), wie wir in der Musikbranche diese Zusammenarbeiten auch nennen. Sie fordern von beiden Parteien wesentlich mehr, als nur gemeinsam Ideen zu finden, wie man die aktuelle Szene vertonen will. Wann arbeiten wir und wo? Kreieren wir Melodien ausschließlich zusammen oder bauen wir auch auf Ideen eines Partners auf? Teilen wir die Arbeit auf oder produzieren alles zusammen? Bis wir überhaupt die erste Note im Computer gesetzt hatten, gab es zu Beginn zunächst sehr viele Absprachen. Kompromisse sind mit das wichtigste und meines Erachtens auch die erste große Hürde. Man darf nicht an eigenen Arbeitsweisen festhalten, stattdessen muss man stets offen sein für die Vorschläge des Partners und Neues, für einen selbst Ungewohntes, ausprobieren. Wir mussten zunächst einen Weg finden, unsere beiden Arbeitsweisen aufeinander abzustimmen und haben beide manche Angewohnheiten und auch Sichtweisen ablegen müssen. Das war am Anfang nicht leicht und erforderte bei uns beiden einiges an Persönlichkeitsarbeit und auch jetzt noch gibt es hin und wieder Momente, wo wir uns noch nicht einig sind. Doch daran wächst man und entwickelt sich persönlich weiter. Ich sehe daher Zusammenarbeiten auch als großartige Möglichkeit, die eigene Persönlichkeit zu hinterfragen und vielleicht Angewohnheiten und Denkweisen zu entdecken, die man überdenken sollte.

Aber nicht nur auf persönlicher Ebene lernen wir viel, auch auf fachlicher. Lars arbeitet in ganz anderen Genres als ich. Bei ihm entwickeln sich die Melodien, Teile fließen ineinander und lassen sich manchmal gar nicht so klar voneinander abgrenzen. Das ist für mich eine ganz neue Welt. Meine Genres bauen auf kurzen Bausteinen, auch loops genannt, auf, die manchmal auf lange Strecke wiederholt werden. Lars‘ Arbeitsweisen zu sehen, hat mir neue Möglichkeiten gezeigt, Übergänge zu gestalten und Teile zu arrangieren. Lars hat seinerseits von mir neue Arbeitsweisen gelernt, mit einfachen, kleinen Elementen einen mehrminütigen Track zu erschaffen, der trotz der oft wiederkehrenden Teile spannend bleibt.

So fließen unsere beiden Stile ineinander und das macht die Arbeit am Soundtrack von Anomalia für mich so spannend. Zwei Welten verschmelzen miteinander und man weiß am Anfang nicht, was entstehen wird. Selbstverständlich bleiben bei einer Collab gelegentliche Meinungsverschiedenheiten nicht aus, aber wir versuchen immer konstruktiv zu bleiben und zu einer Einigung zu kommen.

Es liegen spannende Monate vor mir. Welten für Anomalia zu erschaffen und auch neue eigene Projekte zu realisieren, die im Laufe des Jahres veröffentlicht werden. Noch weiß ich nicht, wo die Reise hingeht und wo ich am Ende des Jahres sein werde.

Doch nun muss ich weiter arbeiten, der Track soll heute noch fertig werden. Vielleicht kriege ich ja am Ende der Session doch noch ein paar Strahlen Sonne ab.